Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Konzul, Stjepan Istranin

Konzul, Stjepan Istranin, kroatischer protestantischer Schriftsteller und Übersetzer, * Buzet (Istrien) 1521, † Eisenstadt (?) nach 1568.

Leben

 K. war ursprünglich katholischer Weltgeistlicher in Stari Pazin. Wie viele Angehörige des niederen Klerus Istriens und der Quarnerinseln, die sog. Glagoljaši, die sich im kirchlichen Leben der Glagoliza und der kroatischen Volkssprache bedienten,
 neigte auch K. zum Protestantismus und nahm diesen, dem Beispiel des Bischofs von Koper Petar Pavao Vergerije jr. folgend, nach 1546 an. Deshalb 1549 aus seiner Heimat vertrieben, wirkte er als Prediger in Laibach und Krainburg (Kranj), bis er unter dem Druck der erstarkenden Gegenreformation im November 1552 auch Krain verlassen mußte. Bei dem slowenischen Reformator Primož Trubar in Rothenburg ob der Tauber fand er Rat und Unterstützung und war dann mehrere Jahre lang als Lehrer und Prediger in verschiedenen Städten Süddeutschlands tätig. In Regensburg begann er bald darauf Trubar s slowenische Werke ins Kroatische zu übertragen und ab 1557 nach Absprache mit Vergerije und Trubar auch die Bibel zu übersetzen. 1559 begab er sich nach Metlika (Möttling), um auf einer Protestantenversammlung die sprachliche Seite seiner Übersetzungen zu prüfen. Im Jahr darauf lernte er in Laibach Antun Dalmatin kennen, den er für die Übersetzungstätigkeit gewann und der ihm nach Urach folgte, wo 1561 der frühere Landeshauptmann der Steiermark und Großžupan von Varaždin, Baron Ivan Ungnad, in einem säkularisierten Kloster auf Trubars Betreiben eine Druckerei für slowenische und kroatische protestantische Bücher eingerichtet hatte. Nachdem in Nürnberg unter K.s Anleitung glagolitische Lettern gegossen worden waren, druckte er zunächst nach Trubarschem Vorbild eine Fibel (Tabla za dicu) und einen Katechismus (beide 1561 erschienen). Danach bereitete er bis 1565 überwiegend in engster Zusammenarbeit mit Dalmatin und zum Teil mit anderen kroatischen Protestanten etwa 30 weitere Ausgaben vor. K. und Dalmatin waren in Urach nicht nur als Schriftsteller und Übersetzer tätig, sondern auch als Korrektoren und Schriftsetzer. Außerdem sammelte K. im Auftrag Ungnads in Süddeutschland und im slowenisch-kroatischen Grenzraum, wo es verhältnismäßig viele Protestanten gab, finanzielle Beiträge für den Unterhalt der Druckerei. Zu den wichtigsten gemeinsamen Übersetzungen und Bearbeitungen von K. und Dalmatin gehören u. a.: „Edni kratki razumni nauci“ (1562), eine Übersetzung der „Loci theologici“ von Melanchthon, „Artikuli ili deli stare kristianske vere ... Drey Christliche Confessionen, nämlich Augspurgische, Wirtembergische und Sächsische“ (1562), eine Kontamination der drei lutherischen Konfessionen, und „Postila to est kratko istlmačenje vsih nedelnih evangeliov“ (Postille, d. h. eine kurze Erläuterung aller Sonntagsevangelien, 1563) aus dem Italienischen nach Aonio Paleario. Ihr Hauptwerk jedoch war die Übersetzung des Neuen Testaments: „Prvi del novoga testamenta“ (1562) und „Drugi del novoga testamenta“ (1563). Fast alle ihre gemeinsamen Werke wurden in glagolitischer und kyrillischer Schrift gedruckt, manche auch in lateinischer. Bei den Übersetzungen stützten sie sich überwiegend auf die slowenischen Redaktionen Trubars, doch übersetzten sie teilweise auch direkt aus dem Lateinischen, Deutschen und Italienischen. In sprachlicher Hinsicht überwiegen besonders in den glagolitischen Ausgaben die čakavischen Elemente, offensichtlich K.s Anteil, doch wurden von dem aus Senj stammenden Dalmatin starke štokavisch-ikavische Elemente hereingebracht, was entscheidend zur breiteren Verständlichkeit der Schriften bei den übrigen Kroaten und bei den Serben beitrug. Nach dem Tod Ungnads (1564) konnte sich die Druckerei in Urach nicht mehr lange halten. Nachdem sie 1565 nur noch ein Buch herausgebracht hatten, begaben sich K. und Dalmatin nach Regensburg, wo sie die Postille von Johann Brenz übersetzten und veröffentlichten (1568). Danach trennten sich ihre Wege: Dalmatin ging nach Laibach, während sich K. nach Eisenstadt begab, um unter den burgenländischen Kroaten als Prediger zu wirken.

Literatur

Kostrenčić, Ivan: Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven. Wien 1874.
Bučar, Franjo: Povijest hrvatske protestantske književnosti za reformacije. Zagreb 1910.
Rupel, Mirko: Primus Truber, Leben und Werk des slowenischen Reformators. München 1965 (slowenische Ausgabe Ljubljana 1962).

Verfasser

Gottfried Prunkl (GND: 172322057)

GND: 115750339

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd115750339.html


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Empfohlene Zitierweise: Gottfried Prunkl, Konzul, Stjepan Istranin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 468-470 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1175, abgerufen am: (Abrufdatum)

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