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Valvis, Zinovios, griechischer Politiker und Rechtsgelehrter, * Mesolongi 1800, † ebd. 25.08.1872 (1886 ?).
Leben
V.’ eigentlicher Vorname war Zafeirios, aber nach seiner Übersiedlung nach Istanbul 1813 zu seinem Onkel Pantaleon, der dort als Lehrer und Priester wirkte, studierte der Knabe in der theologischen Schule von Chalkis und wurde auf Zinovios (Zenobios) umgetauft. 1821, kurz vor Ausbruch der Revolution, begab sich V. nach Pisa, um Jura zu studieren. Er errang das Diplom, kehrte aber erst nach der Ankunft König Ottos I. in Griechenland dahin zurück und wurde Staatsanwalt in einem der von Georg Ludwig von Maurer organisierten Landesgerichtshöfe (in Amfissa), wo er bis 1841 in dieser Stellung blieb. Nach seinem Rücktritt übte er den Beruf eines Rechtsanwaltes in seiner Heimatstadt aus. Nach der Verfassungsänderung vom 3. September 1843 vertrat er die Provinz Mesolongi bei der ersten Nationalversammlung in Athen. 1844 wurde er zum Parlamentsabgeordneten gewählt, 1849 wurde er Finanzminister in der Regierung des Admirals Konstantinos Kanaris. Noch im gleichen Jahr trat diese Regierung zurück und am 12. Dezember 1849 übernahm Antonios Kriezis das Staatsruder; V. blieb auch in dieser Regierung Finanzminister bis zum Jahre 1854. Infolge der anglofranzösischen Blockade des Piräus trat sie dann zurück und das „Okkupationskabinett“ (Ypurjeion tis Katochis) unter Alexandros Mavrokordatos übernahm die Staatsführung. Mavrokordatos unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den westlichen Alliierten, die sich im Kriegszustand mit Rußland befanden. Nach der Beendigung des Krimkrieges trat die Opposition zur Politik Ottos I. offen in Erscheinung, da sie von der britischen Regierung unterstützt wurde, die auf dessen Entthronisierung hinarbeitete und einen Großteil der politischen Welt Griechenlands bei dem Versuch, die Verfassungsfälschungen des Monarchen zu verhindern, auf ihrer Seite hatte. V. neigte zur antiottonischen Richtung. In der zweiten Nationalversammlung, nach dem Sturz der bayrischen Dynastie am 10. Oktober 1862 und der provisorischen Regierungsbildung durch Dimitrios Vulgaris, Konstantinos Kanakaris und Venizelos Rufos wurde V. wieder zum Bevollmächtigten Mesolongis ernannt und führte den Vorsitz. Am 8. Februar 1863 wurde er Justizminister. Die Regierungsbildung löste jedoch lebhafte Gegenstimmen aus und am folgenden Tag wurde beschlossen, dem Nationalrat die Exekutivgewalt zu übertragen und V. als Ministerpräsident mit den Regierungsgeschäften zu betrauen. In dieser Funktion rief er am 8. März 1863 Georg I. zum König von Griechenland aus. Nach wenigen Tagen schon trat er aber zurück und Diomidis Kiriakos wurde sein Nachfolger. Nach der Ankunft König Georgs I. in Athen folgten einander rasch ablösend die Regierungen Dimitrios Vulgaris und Konstantinos Kanakaris. Am 14. April 1864 wurde V. wieder zum Ministerpräsidenten berufen, in welchem Amt er bis zum 26. Juli d. J. blieb. Nach dieser Amtsperiode zog er sich endgültig ins Privatleben zurück und lebte und starb in seiner geliebten Heimatstadt. Er wurde am Heldenfriedhof von Mesolongi beigesetzt.
Literatur
Petropulos, Konstantinos P.: Mesolongitikes ethnikes doxes. Athen 1971, 65-90 (mit Bibliographie).
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