Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Felbiger, Johann Ignaz von
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q467176

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Felbiger, Johann Ignaz von

Felbiger, Johann Ignaz von, Augustiner-Chorherr und Abt von Sagan, katholischer Theologe und Pädagoge, * Glogau (Schlesien) 6.1.1724, † Preßburg 17.05.1788, Sohn des von Karl VI. in den Adelsstand erhobenen kaiserlichen Postmeisters Anton von F.

Leben

Nach theologischen Studien in Breslau und einer zweijährigen Tätigkeit als Hauslehrer trat F. 1746 in das Augustiner-Chorherrenstift zu Sagan (Schlesien) ein, wo er 1758 Erzpriester und wenig später Abt wurde. Angeregt durch den Prior Benedikt Strauch, widmete er sich der Reform des Schulwesens und ging 1762 zu Johann Julius Hecker nach Berlin, wo er die „Tabellar- und Litteralmethode“ Johann Friedrich Hahns studierte. Durch die Schulreform F.s in Sagan, die die Heranbildung treuer Mitglieder der Kirche und brauchbarer Bürger des Staates bezweckte, machte er König Friedrich II. von Preußen auf sich aufmerksam und verfaßte in dessen Auftrag ein katholisches „Generallandschulreglement“ (1765), durch das die Schulreform auf ganz Schlesien ausgedehnt wurde. Unterstützt durch den Minister Ernst Wilhelm von Schlabrendorff trug F. dadurch wesentlich zur friedlichen Eingliederung Schlesiens in den preußischen Staat bei. 1774 wurde er von Maria Theresia mit Genehmigung Friedrichs des Großen nach Wien berufen, um hier die Reform des österreichischen Schulwesens zu organisieren. Seine „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen k. k. Erbländern“ vom 6. Dezember 1774 sah ein dichtes Netz von staatlichen Schulen mit strafferer Gliederung, eine Schulpflicht vom 6. bis 12. Lebensjahr, den Klassenunterricht anstelle des Einzelunterrichts, den obligatorischen Religionsunterricht, die Gründung von Lehrerseminaren und die Schaffung neuer Lehrpläne vor.
Bei Ausbruch des Bayerischen Erbfolgekrieges resignierte F. als Abt von Sagan und wurde österreichischer Untertan. Maria Theresia verlieh ihm die Propstei Preßburg und eine jährliche Pension von 6000 Gulden. 1777 wurde F. Oberdirektor der österreichischen Normalschulen, von denen er jene von St. Anna in Wien zur Musterschule der Monarchie ausbaute. Daneben versuchte er, die Zahl der Analphabeten auch durch „Soldatenschulen“ zu senken. Nach dem Tode Maria Theresias von Joseph II. entlassen, begab sich F. auf seine Propstei nach Preßburg.
Als Hauptvertreter der aufklärerischen Bildung wurde F. vor allem durch seine Methode und für das Berufsethos der katholischen Lehrer bedeutsam. Seine Reformen beeinflußten das Schulwesen Ungarns und Südosteuropas bestimmend und wirkten bis nach Rußland hinein. Von F.s theoretischen Werken sind zu erwähnen: „Schlesischer Katechismus“ (Sagan 1765) und „Eigenschaffen, Wissenschaften und Bezeigen rechtschaffener Schulleute“ (Sagan 1768), das in umgearbeiteter Form 1775 in Wien als „Methodenbuch für Lehrer der deutschen Schulen in den k. k. Staaten“ erschien.

Literatur

Volkmer: Johann Ignaz von Felbiger und seine Schulreform. Habelschwerdt 1890.
Wiedemann, Karl Arthur: Die pädagogische Bedeutung des Abtes Ignaz von Felbiger. (Diss. Leipzig.) Plauen 1890.
Walther, Emil Guido: Die Grundzüge der Pädagogik Ignatz von Felbigers. (Diss.) Leipzig 1903.
Weiss, Anton: Geschichte der Theresianischen Schulreform in Böhmen. Wien 1908/10. = Beiträge zur österreichischen Erziehungs- und Schulgeschichte. 10. 12.
Egger, Alois: Die Reform der österreichischen Volksschule unter Maria Theresia. Brixen, Innsbruck 1912.
Schubert, Franz: Johann Ignaz von Felbiger. In: Schlesische Lebensbilder. Bd 2: Schlesier des 18. und 19. Jahrhunderts. Breslau 1926, 69-73.
Krömer, Ulrich: Johann Ignaz von Felbiger. Leben und Werk. Freiburg (1966). = Untersuchungen zur Theologie der Seelsorge. 22.


GND: 118532340

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/118532340

RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Reinhard Rudolf Heinisch, Felbiger, Johann Ignaz von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 495-496 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=806, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos