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Marko Kraljević (eigentlich König Marko Mrnjavčević), serbischer König 1371 - 1395 und Epenheld, * um 1335, † (gefallen) Rovine 17.05.1395 (10.10. 1394?).
Leben
Die historischen Daten über den bekanntesten Helden südslawischer Epik sind mehr als kärglich. M. war ältester Sohn des Župans von Prilep, Vukašin Mrnjavčević . Als Gesandter des Zaren Uroš erscheint M. 1361 in den Akten von Dubrovnik, als er über den Frieden zwischen Serbien und Dubrovnik verhandelte und zugleich einige Geldgeschäfte tätigte. Über seine mißglückte Ehe mit Jelena, der Tochter des Woiwoden Radoslav Hlapen von Edessa und Veria, wird einiges - offensichtlich schon episch Eingefärbtes - im Werk „II regno degli Slavi“ von Mauro Orbini (1601) erzählt. Daß M. zeitweise mit einer anderen Frau zusammenlebte, wird auch von einer zeitgenössischen Notiz berichtet. Ein gesichertes Datum bieten wiederum die Akten von Dubrovnik, die für den Sommer 1371 belegen, daß König Vukašin und M. sich auf einem Feldzug gegen Župan Nikola Altomanović befanden. Dieses Vorhaben mußte abgebrochen werden, weil Despot Uglješa von Serrhes seinen Bruder Vukašin zum Feldzug gegen die Osmanen rief. Nach dem Tod beider in der Schlacht an der Marica (26.09.1371) tritt M. die Nachfolge seines Vaters an und nennt sich künftig „in Christos Gott frommer König Marko“, was zwar durch Münzen und zwei Porträtaufschriften, nicht aber durch Urkunden belegt ist. In späteren (1399) Zeugnissen aus Dubrovnik fehlt der Königstitel und M. wird nur mit Namen bzw. dem Titel „Dominus“ bezeichnet. Die epische Überlieferung spricht bekanntlich nicht vom König, sondern vom Königssohn (kraljević) Marko. Auch in den Kirchenstiftungen scheint die Königswürde M.s nur in Verbindung mit dem Vater zu existieren: Sowohl das Erzengelkloster in Prilep als auch das Demetrioskloster in Sušica bei Skopje („Marko-Kloster“) sind gemeinsame Stiftungen beider und ihre Porträts sind jeweils mit gleichlautenden Königstiteln versehen. Ob M. jemals formell gekrönt worden ist, läßt sich daher - und angesichts der historischen Situation - mit Recht bezweifeln. Das Herrschaftsgebiet König M.s wurde nach dem Zusammenbruch des serbischen Zarenreiches 1371 durch Annexionen seiner Nachbarn stark geschmälert. Er verlor sowohl Prizren (an Djuradj I. Balšić) als auch Skopje (an Vuk I. Branković), anscheinend auch andere Teile Mazedoniens, so daß er nur Pelagonien mit der Hauptstadt Prilep behalten zu haben scheint. M. mußte, wie andere Teilherrscher des ehemaligen serbischen Zartums und auch der byzantinische Kaiser, die Oberherrschaft des osmanischen Sultans (Bayezid I.) anerkennen und ihm Heeresfolge leisten. Als türkischer Vasall ist er in der Schlacht von Rovine gegen den walachischen Woiwoden Mircea den Alten am 17. Mai 1395 gefallen. Die Zeugnisse über den epischen Kult des M. setzen mit der Vita des Despoten Stefan Lazarević (verfaßt um 1431) ein. Dort wird anläßlich der Schlacht von Rovine erzählt, M. habe sich, im Zwiespalt zwischen Vasallentreue und innerer Zugehörigkeit zu seinen christlichen Gegnern, gewünscht, einer der ersten Toten des Treffens zu werden. Aus dem Jahre 1547 ist eine Notiz aus Split überliefert, man habe bei einer Festlichkeit „auf slavisch über König Marko“ gesungen. 1556 veröffentlichte der dalmatinische Dichter Petar Hektorović das älteste erhaltene epische Lied über den „Helden Marko Kraljević“, der seinen Bruder Andrijaš um eines edlen Pferdes willen erschlug. Hier, wie auch in dem schon erwähnten, von Mauro Orbini historiographisch ausgewerteten, Lied über die Ehe M.s, zeigt sich dieser nicht von der heroischen Seite. Das zu Anfang des 18. Jh.s aufgezeichnete Lied „Marko Kraljević und Minja von Kastoria“ behandelt das Ehe-Motiv bereits ganz anders: M. ist nicht mehr betrogener Gatte und besiegter Herrscher, sondern holt sich, als Mönch verkleidet, die Verlobte zurück und erschlägt den türkischen (bzw. ungarischen) Feind. In der späteren Epik, besonders der des 19. Jh.s, wurde M. einerseits zum Überhelden mit teils phantastischen Zügen, andererseits zum Inbegrfff ritterlicher und allgemeinmenschlicher Tugenden. Es ist bisher nicht erklärt, warum gerade diese historisch unbedeutende Gestalt die Epensänger zur Schaffung des populärsten, auf dem ganzen Balkan verbreiteten Heldenzyklusses inspirierte.
Literatur
Soerensen, Asmus: Beitrag zur Geschichte der Entwicklung der serbischen Heldendichtung. In: Arch. slav. Philol. 15 (1893) 204-245.
Jireček, Constantin: Geschichte der Serben. 2 Bde. Gotha 1911/18 (Nachdruck Amsterdam 1967).
Mirković, Lazar: Mrnjavčevići. In: Starinar. Organ arheološkog društva u Beogradu, 3. Ser., 3 (1924/25) 11-41.
Banašević, Nikola: Ciklus Marka kraljevića i odjeci francusko-talijanske viteške književnosti. Skoplje 1935.
Deroko, Aleksandar: Markovi kuli - grad Prilep. In: Starinar. Organ arheološkog instituta, N. S. 5/6 (1954/55) 83-104, Abb., Kt.
Pantić, Miroslav: Narodne pesme u zapisima XV-XVIII veka. Antologija. Beograd 1964.
Mihaljčić, Rade: Kraj srpskog carstva. Beograd 1975.
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