Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Stratimirović, Djordje von

Stratimirović, Djordje (Georg) von, serbischer General und Politiker, * Neusatz (Novi Sad) 19.02.1822, † Wien 15.12.1908.

Leben

St. entstammte einer angesehenen Familie aus der Wojwodina, die im 18. Jh. aus der Herzegowina nach Ungarn eingewandert und 1745 von Maria Theresia geadelt worden war. Sein Vater war Grundbesitzer in Kulpin in der Nähe von Neusatz. St.s Hauslehrer war der Romancier Milovan Vidaković. Von 1832 bis 1836 besuchte er die vier Klassen des Progymnasiums in Neuwerbaß (Novi Vrbas). Nach dem Tod des Vaters 1834 ging er zum Militär, zuerst auf die Bataillonsschule in Titel und dann von 1837 bis 1841 auf die Ingenieurakademie (Militärakademie) in Wien. Nach dem Schulabschluß diente er als Leutnant in Mailand und Pavia. 1843 heiratete er, schied anschließend aus der Armee aus und lebte zurückgezogen auf seinem Gut in Kulpin.
Die Ereignisse von 1848 führten St. ins öffentliche Leben zurück. Er war Mitglied jener Delegation, die im April 1848 dem ungarischen Reichstag die Wünsche der Serben nach mehr Autonomie präsentierte. Diese erfolglose Mission war der Beginn der Auseinandersetzungen. St. wurde im Juni 1848 im Alter von 26 Jahren zum Oberkommandierenden der aufständischen serbischen Truppen in der Wojwodina ernannt; er führte sie erfolgreich bis Dezember 1848, als ihn der Woiwode Stefan Šupljikac ablöste. Am Anfang führte St. in der serbischen Bewegung eine führende Rolle, kam aber später in Gegensatz zum Patriarchen Rajačić, wodurch er an Einfluß verlor.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes 1849 trat St. wieder in die österreichische Armee ein und brachte es innerhalb von zehn Jahren vom Oberstleutnant zum General. In der Zwischenzeit war er mit mehreren Missionen diplomatisch-militärischen Charakters in Serbien, Bosnien, Dalmatien und besonders Montenegro betraut, wo er verschiedene Gespräche mit Petar II. und Danilo I. Petrović Njegoš führte. 1853 war er auf Korfu und im Epiros, wo er sich über die griechisch-türkischen Beziehungen informieren sollte. 1856 erschien in Wien seine Abhandlung „Die Reformen in der Türkei“. Intrigen setzten seiner militärischen Laufbahn 1859 ein vorzeitiges Ende. 1860 wurde er zum Generalkonsul für Sizilien ernannt, konnte aber sein Amt nur kurze Zeit ausüben, da die Insel im selben Jahr von Giuseppe Garibaldi erobert wurde. 1863 schied er aus dem Staatsdienst aus.
Bei den Parlamentswahlen von 1865 und 1869 wurde St. als Vertreter der Serben ins ungarische Parlament gewählt. Hier vertrat er den konservativen Standpunkt, im Gegensatz zu Svetozar Miletić, der für eine Verständigung mit den Ungarn eintrat. St. war mehrmals Mitglied des Kirchenparlaments in Karlowitz, aber auch hier geriet er in Gegensatz zu Miletić, gegen den er sich nicht durchsetzen konnte. Während des Krieges zwischen Serbien und der Türkei im Jahre 1875 weilte er als hoher Offizier und Militärberater in Serbien, wurde aber der Spionage für Österreich verdächtigt und ausgewiesen. Von 1877 an lebte er ständig in Wien, zog sich von der Politik zurück und schrieb seine Memoiren, die 1911 unter dem Titel „Was ich erlebte. Erinnerungen von General von Stratimirović“ in Wien, Leipzig erschienen.

Literatur

Die serbische Bewegung in Südungarn. Berlin 1851.
Bogdanov, Vaso: Ustanak Srba u Vojvodini i madjarska revolucija 1848 i 1849. Subotica 1929.
Vuksan, Dušan: Prepiska knjaza Danila i Djordja Stratimirovića. In: Zapisi 10 (1937) 212-217.
Gavrilović, Slavko: Srem u revoljuciji 1848-1849. Beograd 1963.

Verfasser

Béla Grolshammer (GND: 107765659)

GND: 1047361957

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1047361957.html


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Empfohlene Zitierweise: Béla Grolshammer, Stratimirović, Djordje von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 212 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1708, abgerufen am: (Abrufdatum)

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