Cuza, Alexandru C., rumänischer Volkswirtschaftler, Politiker und Schriftsteller, *Jassy 8.11.1857, † Hermannstadt 1.11.1946.
Leben
Wie die Mehrheit rumänischer Intellektueller war C. - er studierte in Dresden und Brüssel - zu Ausgang des 19. Jh.s Sozialist, bis die „Sozialistische Partei Rumäniens“ sich 1899 mit den Liberalen vereinigte. Danach gehörte er einer Reihe besonders konservativer politischer Gruppen an. Ungebrochen und stetig über alle Parteiwechsel hinweg blieb C.s national-rumänisches Engagement.
C. war ein vielseitiger, wenn auch nicht bedeutender Dichter, ein einflußreicher Publizist und anerkannter Polemiker. 1883 gründete er in Brüssel mit anderen rumänischen Studenten die sozialistisch und national ausgerichtete Zeitschrift „Dacia“. Etwa um die gleiche Zeit erschienen in Jassy in mehreren angesehenen Zeitschriften Gedichte C.s: im sozialistischen „Contemporanul", dem Kulturmagazin „Arhiva", der „Unirea" (deren Chefredakteur C. wurde), dem „Neamul românesc", einem Blatt Nicolae Iorgas, und ab 1885/86, in loser Folge, in der bedeutendsten literarischen Zeitschrift, den „Convorbiri literare". Auch dem um diese Zeitung entstandenen Kreis von Künstlern und. Wissenschaftlern „Junimea" gehörte C. vorübergehend an. Unter C.s schriftstellerischen Leistungen sind die Epigramme und Polemiken (z. B. „Die beiden Spencer“) besonders hervorzuheben.
Die politischen und sozialkritischen Ansichten C.s zeigen einerseits Einflüsse aus Westeuropa (z. B. des Antisemiten Edouard Drumont und des Verfechters eines „integralen Nationalismus“, Charles Maurras), andererseits einer rumänischen Schule ultrakonservativen politischen Denkens (Mihai Eminescu, Bogdan Petriceicu Hasdeu, Aurel C. Popovici und Alexandru Dimitrie Xenopol). Sie alle verband das Mißtrauen gegenüber demokratischen Regierungsformen, die Bevorzugung autoritärer Herrschaftsformen sowie eine starke nationalistische und antisemitische Gefühlsbestimmung. Mit Büchern wie „Generaţia de la 1848 şi era nouă (Die Generation von 1848 und die neue Ära, Jassy 1889) und „Naţionalitatea în artă" (Die Nationalität in der Kunst, Bukarest 1905) hatte C. besonders in den 1920er und 1930er Jahren allergrößten Einfluß auf mehrere Generationen rumänischer Studenten.
Die einzige größere fachwissenschaftliche Arbeit C.s handelte über Bevölkerungskunde (Despre poporaţie, Jassy 1899). Er erhielt dafür den Preis der Akademie; einige seiner Kollegen beschuldigten ihn jedoch des Plagiats. Soziale und volkswirtschaftliche Fragen wollte C. - wie übrigens auch einige seiner rumänischen Vorläufer, z. B. Pop Marţian, Petru S. Aurelian - auf der Grundlage eines idealisierenden Nationalismus und eines unduldsamen Antisemitismus lösen. C. schlug z. B. vor, den Unternehmergeist im rumänischen Volk zu ermuntern und die Fremden (voran die Juden) auszuweisen, da sie das rumänische Volk auspreßten und um die Früchte seiner Arbeit brächten (vgl. die Aufsätze „Freihandel oder Monopol“, „Der Gegenstand der Volkswirtschaftslehre und ihre Bedeutung“, „Die Bauern und die herrschenden Klassen", „Rückgang der christlichen Bevölkerung und Vermehrung der Juden“ und sein Buch „Über die Bevölkerung“). Der weitverbreitete Alkoholismus im Volk sollte durch Ausbau des Bildungssystems beseitigt (vgl. den Aufsatz „Alkoholmonopol“) und der schlechte Stand des rumänischen Handwerks durch Gründung von Gilden verbessert werden (vgl. den Aufsatz „Der rumänische Handwerker“).
In seinem Buch „Nationalität in der Kunst“ war C. bemüht, das „Vorhandensein eines Naturgesetzes betreffend die Nationalität“ nachzuweisen, wobei „Nationalität“ ein „Ausdruck von Rasse und Blut“ sowie die kulturschöpferische Kraft der einzelnen Völker sei. Jede Kultur habe ihr eigenes Vaterland - im Gegensatz zu den „kulturlosen“ (da heimatlosen) Juden.
C. wurde 1901 Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Jassy. Die politische Laufbahn C.s begann mit der Gründung der „Nationalistisch-Demokratischen Partei“ (1909-1916, zusammen mit Iorga), gefolgt 1923 von der „Liga zur Nationalen Christlichen Verteidigung“ (zusammen mit Corneliu Zelea Codreanu), die nach 1926 (10 Mandate) stetig Wähler insbesondere an den nunmehr getrennte Wege gehenden Codreanu verlor. Unter Mithilfe des „Amtes Rosenberg“ trat C. 1935 mit der „Liga“ dem „Völkisch-Nationalen-Block“ bei, und sprach sich für ein außenpolitisches Zusammengehen Rumäniens mit Italien und dem Deutschen Reich aus.
Literatur
Socor, Emanuel: Plagiatul D-lui A. C. Cuza - o ruşine universitară. Bucureşti 1911 (1923(2)).
Weber, Eugen: Varieties of Fascism. Doctrines of Revolution in the Twentieth Century. Princeton, N. J. 1964.
Ders.: Rumania. In: Rogger, Hans and Eugen Weber (Hrsg.): The European right: a historical profile. Berkeley 1965, 501-574.