Laudon (Loudon), Gideon Ernst (ab 1759) Freiherr von, kaiserlicher Feldmarschall, * Tootzen (Livland) 13.02.1717, † Neutitschein (Nový Jičín, Mähren) 14.07.1790, aus schottischem Adel, der im 14. Jh. in Livland heimisch wurde.
Leben
L. trat 1732 als Kadett in russische Dienste. Von 1736 bis 1739 kämpfte er im russischen Heer gegen die Türken und wohnte der Eroberung von Azov, der Einnahme von Očakov und der Besetzung der Moldau durch die Russen bei. 1744 trat er als Hauptmann im Pandurenkorps des Franz Freiherr von der Trenek in habsburgische Dienste. Er machte im Verlauf des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) eine glänzende Karriere und erwies sich als ein glücklicherer Feldherr als sein Vorgesetzter Leopold Graf Daun. Nach Beendigung des Krieges verhinderte jedoch die menschlich bedingte Rivalität L.s mit seinen beiden Vorgesetzten Daun und Franz Moritz Graf Lacy seinen weiteren Aufstieg: Im Kampf um die Nachfolge Dauns blieb Lacy, der sich ihm auch an Organisationsgabe überlegen zeigte, der Sieger. Beim Ausbruch des Bayerischen Erbfolgekrieges 1778 zum Feldmarschall ernannt und mit dem Kommando im Felde betraut, konnte L. das Eindringen der Preußen in Böhmen nicht verhindern. Nach Kriegsende entlassen, urteilte der Preußenkönig Friedrich II. über ihn: „Wenn die Österreicher Laudon verlieren, so haben sie keinen General von Bedeutung, der Armeen kommandieren kann!“ Zehn Jahre später sollte sich die Wahrheit dieses Ausspruchs herausstellen. Beim Ausbruch des Türkenkrieges 1788 hatte L. dem Kaiser seine Dienste angeboten, doch Joseph II. nahm seine anfängliche Ablehnung erst nach den ersten Mißerfolgen im Felde zurück: L. wurde mit der Führung des von Kroatien und Slawonien aus operierenden Flügels der Armee betraut, mit dem er noch im selben Jahr die beiden Festungen Dubica (26. VIII.) und Novi (3.10.) eroberte. Trotz seines Hinweises auf seinen schlechten Gesundheitszustand mit dem Oberbefehl über das kaiserliche Heer ausgestattet, vollführte L. nach anfänglichem Zögern seine größte Tat, die im September 1789 eingeleitete Belagerung von Belgrad, das er in kritischer Situation, nämlich vor dem bevorstehenden Eintreffen eines türkischen Entsatzheeres, binnen einer Woche - am 8. Oktober 1789 - erobern konnte. Nach diesem seinen größten Triumph ernannte ihn Kaiser Leopold II. in der drohenden Auseinandersetzung mit Preußen zum Oberbefehlshaber über die gesamten österreichischen Streitkräfte, doch erlag L. während der Inspektion des von ihm aufgebauten Grenzschutzes in Mähren kurz darauf einem schweren Fieberanfall.
Literatur
Janko, Wilhelm Edler von: Das Leben des k. k. Feldmarschalls Gideon Ernst Freiherrn von Laudon. Wien 1869.
Löwis of Menar, K. von: Zur Genealogie des österreichischen Generalissimus Gideon Ernst Freiherrn von Laudon. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik. 1902. Mitau 1904, 163-166.
Winterholler, Friedrich: Laudon. Wanderer und General. Leipzig 1934.
Kessel, Eberhard: Beiträge zu Laudons Lebensgeschichte. In: Mitt. Inst. österr. Gesch.-Forsch. 54 (1941) 227-239.
Walter, Friedrich: Feldmarschall Leopold Joseph Graf Daun und Feldmarschall Gideon Ernst Freiherr von Laudon. In: Hantsch, Hugo (Hrsg.): Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck, Wien, München 1962, 271-278.
Kiszling, Rudolf: Feldmarschall Gideon Freiherr von Laudon. In: Österreich in Geschichte und Literatur 6 (1965) 318-320.
Kunisch, Johannes: Feldmarschall Laudon. Jugend und erste Kriegsdienste. Wien, Köln, Graz 1972.
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